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Tchibo: Mit Solaranlagen und Flugzeugen gegen den Abwärtstrend

Längst hat sich Tchibo von seinem Kerngeschäft emanzipiert. (Bild: Yahoo)
Längst hat sich Tchibo von seinem Kerngeschäft emanzipiert. (Bild: Yahoo)

Öfter mal was Neues bei Tchibo: Nicht nur Kaffee, eine Espressomaschine oder T-Shirts kann man in den Filialen des Hamburger Traditionsunternehmens kaufen, sondern inzwischen auch Skurrilitäten wie Solaranlagen oder gar ein Ultraleichtflugzeug. Die Kuriositäten machen deutlich: Der Kaffeeröster versucht der Stagnation seines Kerngeschäfts mit ungewöhnlichen Angeboten zu begegnen.

Tchibo-Kunden wissen, was sie online wollen: Wie der Hamburger Marktforscher Statista vor wenigen Tagen in seiner zweiten Online-Shop-Studie ermittelte, drücken nicht Kunden von Amazon und Zalando am zielsichersten auf den „Kaufen“-Knopf, sondern Onlineshopper, die die Webseite von Tchibo.de aufrufen!

Mit einer Kaufwahrscheinlichkeit von 83 Prozent liegt der 1949 gegründete Hamburger Einzelhändler, der seine Geschäftstätigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg mit der Business-Idee aufnahm, Kaffee per Post zu versenden, einige Prozentpunkte vor dem boomenden Berliner Modeversender und dem mit Abstand größten Online-Warenhaus der Welt.

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Jede Woche eine neue Themenwelt zu Aldi- oder Lidl-Preisen

Längst hat sich Tchibo von seinem Kerngeschäft, dem Verkauf von Kaffee in allen Variationen und  mit jeglichem Zubehör, emanzipiert: Nach Branchenschätzungen generierte Tchibo im abgelaufenen Geschäftsjahr bereits 60 Prozent seiner Umsätze mit Non-Food-Produkten, wie sie im Online-Shop immer zahlreicher zu finden sind.

Mit sogenannten „Themenwelten“ lockt das 66 Jahre alte Traditionsunternehmen aus der Hamburger City Nord seine Kunden – und das jede Woche neu. Zu kaufen gibt es alles, was das Herz begehrt – oder zu begehren glaubt. Kaum ist der Sommer da, heißt es etwa „Ab an den Strand“. Tchibo bietet Kunden aktuell für ganze 10 Euro eine trendige Badehose oder Kundinnen für sogar nur 8 Euro einen Triangel-Bikini.

Bilanz zeigt nach unten

Eine Woche zuvor war noch ein Funktionshirt zum Laufen für gerade mal sieben Euro oder Funktionssocken für sechs Euro erhältlich. Es sind Schnäppchenpreise, wie man sie nur von Textildiscountern wie C&A und kik kennt, doch im Umfeld des Qualitäts-Kaffeerösters wirken sie vermeintlich ein bisschen wertiger.

Und doch zeigt die Konzernbilanz zuletzt erkennbar nach unten: Im ersten Halbjahr 2014 gingen die Umsätze in Zeiten anziehender Konjunktur deutlich um mehr als fünf Prozent auf 1,52 Milliarden Euro zurück. Tchibo droht damit das dritte Geschäftsjahr in Folge mit nachgebenden Erlösen. Auch der operative Gewinn (vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen) gab von 93 auf 88 Millionen Euro nach.

Hochpreisige Angebote mit größeren Margen sollen es richten

Doch wo in Zeiten volatiler Rohstoffmärkte (der Kaffeepreis hat sich in vergangenen neun Monaten fast halbiert) und stagnierender Discountabsätze (Aldi und Lidl kennen das Problem) ansetzen?

Den Hebel scheint Tchibo bei höherpreisigen Produkten zu suchen, die sich seit Jahren in den Themenwelten verstecken: Da findet sich im weitreichenden Angebot schon mal ein Windsurfboard für 640 Euro oder ein Elektrobike für 1000 Euro – beide zu reduzierten Preisen, doch wer kann in diesen Dimensionen schon den fairen Wert feststellen?

Schnäppchen Ultraleichtflugzeug Breezer – Tchibo-Kunden sparen 4000 Euro

Noch eine Schippe drauf legt Tchibo kommenden Dienstag, wenn Solaranlagen der Trina Solar Germany GmbH ab 10.000 Euro angeboten werden. Doch damit nicht genug: In der Vorwoche ließen die Hamburger auf ihre Kunden noch ein ungewöhnlicheres Angebot los: das Ultraleichtflugzeug Breezer B400, das es auf immerhin 100 PS bringt, war mit einem Klick zu haben – für schlappe 95.000 Euro. Vermeintlicher Coup für Tchibo-Kunden: Beim Kaffeeröster ist der Zweisitzer immerhin um 4.000 billiger als direkt bei Breezer.

„Wir wollen unseren Kunden immer wieder etwas Überraschendes bieten, mit dem sie nicht rechnen“, erklärte ein Tchibo-Sprecher gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“ die Motivation für die ungewöhnlichen Aktionen.

Vielleicht sind die kuriosen Neuerungen am Ende aber auch Ausdruck eines ganz anderen Phänomens, das unter der Oberfläche des Imperiums von Gründer-Sohn Günter Herz brodelt: „Viele befürchten, dass Tchibo in die 70er-Jahre zurückfällt“, zitierte das „Manager Magazin“ vor Monaten eine Führungskraft zur aktuellen Befindlichkeit. Tchibo habe „einen dramatischen Änderungsbedarf“. Ob Solaranlagen und Ultraleichtflugzeuge indes die Lösung oder Teil des Absatzproblems sind, bleibt abzuwarten...

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