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Der Bio-Eier-Skandal: Sind wir Verbraucher schuld?

Das noch junge Jahr hat bereits seinen zweiten Lebensmittel-Skandal: Erst fand man Pferd in Rindfleischprodukten und nun wurden uns möglicherweise Millionen falsch deklarierte Bio-Eier untergejubelt. Der Ernährungsexperte und Lebensmittelchemiker Udo Pollmer ist bekannt für seine provokanten Thesen, mit denen er gängige Vorstellungen von gesunder Ernährung kritisiert. Wir wollten von ihm wissen: Welche Eier kann man nun eigentlich noch kaufen?

Eine unappetitliche Wahrheit: Wo Rind draufsteht, ist noch lange kein Rind drin. Das lehrt uns der aktuelle Pferdefleisch-Skandal. Jetzt müssen wir Verbraucher auch noch schlucken, dass kein Bio-Ei dem anderen gleicht. Hunderte Betriebe in mehreren Bundesländern sollen systematisch die Vorschriften für die Produktion von Bio-Eiern missachtet haben. Die Folge: Legehennen, die in überfüllten Ställen leben und deren Eier darum alles andere als Bio sind.

Aber sind Bio-Eier nun wirklich die besseren Eier? Und haben wir Verbraucher auch Schuld an dem Betrug? Ernährungsexperte Udo Pollmer hat auf diese und andere Fragen rund um den Bio-Eier-Skandal eine unangenehme Antwort parat.

1. Sind Bio-Eier gesünder als konventionelle Eier?


Ernährungsexperte und Buchautor Udo Pollmer würzt seine Antworten mit einer gehörigen Prise Ironie: „Wie das? Weil die dank Freilandhaltung eine höhere Dioxinbelastung aufweisen? Oder weil ein ungewaschener Öko-Popo, dem die Eier entschlüpfen, das Immunsystem der Kundin beflügelt?“
Mit dieser provokanten Aussage zielt Pollmer auf zwei wichtige Punkte ab, die es beim Thema Bio-Eier aus Verbraucherperspektive zu bedenken gilt. Erstens: Ernährungsphysiologisch konnte bisher kein Unterschied zwischen konventionellem Ei und Öko-Ei nachgewiesen werden. Der Nährstoffgehalt ist ähnlich, damit ist das Bio-Ei nicht gesünder. Dies bestätigt unter anderem eine Untersuchung des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aus dem Jahr 2003.
Zweitens: Auch die Haltung von Legehennen nach Bio-Standards läuft nicht ohne Probleme ab. Massentierhaltung bleibt Massentierhaltung. Daran, dass die Böden, auf denen Freilandhennen hacken schadstoffbelastet sein können, oder die Tiere an Krankheiten leiden, ändert auch ein EU-Siegel nichts.

2. Was bedeutet „Bio“ bei Eiern?

Das EU-Bio-Siegel setzt einen "Mindeststandard“ für artgerechte Tierhaltung. Höchstens sechs Tiere pro Quadratmeter dürfen sich im Stall tummeln, Auslauf ist vorgeschrieben. Die Inhalte des Futters müssen zu 95 Prozent aus ökologischem Anbau stammen. Antibiotika als Leistungsförderer, gentechnisch verändertes Futter und Fischmehl sind verboten.

3. Für welches Ei soll ich mich entscheiden, wenn ich vor dem Supermarktregal stehe: Freilandhaltung, Bodenhaltung, Eier aus der Legebatterie oder am besten doch Bio?

Pollmer:  „Für die Eier von Hühnern, die in einer Volière leben. Das ist die einzige derzeit akzeptable Haltungsform, wenn es darum geht, größere Mengen an Eiern zu produzieren. Die Fachleute der Branche kaufen für sich nach Möglichkeit nur Batterie-Eier, weil sie wissen, dass diese Eier hygienischer sind und die Tierverluste niedriger als bei Freilandhaltung. Wenn man aber das artgemäße Verhalten der Tiere als Maßstab dazu nimmt, dann schneidet die Volièere oder Kleingruppenhaltung besser ab.“
Eier aus dieser Haltungsform haben als erste Ziffer auf dem Stempel eine 3. Eine 0 bedeutet Bio-Ei bzw. ökologische Haltung, 1 heißt Freilandhaltung, 2 ist die Bodenhaltung und hinter der Ziffer 3 verbirgt sich die Käfighaltung, aber auch die Haltung in einer Legebatterie. Heißt: Es ist im Supermarkt quasi unmöglich, das „richtige“ Ei zu finden.

4. Wie kann sich der Verbraucher vor Betrug schützen?

Pollmer: „Indem er sein Gehirn einschaltet, dafür sorgt, dass biologische Grundkenntnisse nicht den Bach runtergehen. Da Hühner aufgrund der Hackordnung, die es auszufechten gilt, nur in überschaubaren Gruppen funktionieren, muss man die Herden entsprechend voneinander trennen. Das aber bedeutet Zäune oder Käfige – egal wie klein oder groß.“
Wieder so eine unangenehme Wahrheit: Sich blind auf Stempel und Siegel zu verlassen reicht also nicht. Auch wenn die Nahrung uns im Supermarkt mundgerecht portioniert und abgepackt dargereicht wird, sollten wir uns nicht einlullen lassen. Wenn man tierische Produkte konsumiert, sollte man sich als Verbraucher auch ein wenig damit auseinandersetzen, woher sie kommen. Sonst wird einem ganz schnell ein normales Ei als ein Bio-Ei und ein Rind als Pferd vorgemacht.