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Die jüngsten Maßnahmen der russischen Zentralbank zeigen Wirkung

Der Rubel ist durch die drohenden US-Sanktionen unter Druck geraten. Russlands Zentralbank greift zu drastischen Maßnahmen, die Investoren atmen durch.

In der vergangenen Woche nahm die Talfahrt der russischen Landeswährung dramatische Ausmaße an: Gegenüber dem Dollar durchbrach der Rubel eine psychologisch wichtige Marke. Ein Dollar kostete mehr als 80 Rubel, ein Euro kostete sogar bereits mehr als 80 Rubel.

Bereits am Freitag musste die Zentralbank hart durchgreifen, um die Märkte zu beruhigen. Zum ersten Mal seit vier Jahren hob die russische Notenbank den Leitzins wieder an.

Im Dezember 2014, auf dem Höhepunkt der durch die Krim-Sanktionen sowie einen Ölpreisverfall hervorgerufenen Rubelschwäche, hatte die Zentralbank bereits den Leitzinssatz abrupt von 10,5 Prozent auf 17 Prozent angehoben. So sollte die Panik an den Märkten erstickt werden, hatte ein Euro doch zwischenzeitlich schon 100 Rubel gekostet. Die Maßnahme zeigte Wirkung, auch wenn die Wirtschaft schwer zu leiden hatte.

In den vergangenen Jahren hat sich die Landeswährung wieder stabilisiert. Die Inflation, die 2014 noch im zweistelligen Bereich lag, konnte auf unter vier Prozent gedrückt werden.

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In der Folge nahm auch die Zentralbank die Zinserhöhung schrittweise zurück. Zuletzt lag der Leitzins bei 7,25 Prozent. Doch nun geht es wieder ein Stück nach oben.

Zentralbankchefin Elvira Nabiullina erklärte die Anhebung auf 7,5 Prozent mit der Bekämpfung des Inflationsrisikos infolge des volatilen Rubelkurses. Banken hätten die Zinserhöhung ohnehin schon eingepreist „Unter dem Einfluss in erster Linie äußerer Faktoren haben sich die Bedingungen für die Geld- und Kreditvergabe in der russischen Wirtschaft etwas verschärft“, sagte sie.

Unter Beobachtern rief die Zinsanhebung gemischte Reaktionen hervor. Der Chefanalyst der Bank Loko-Invest nannte die Erhöhung „die beste Entscheidung in dieser Situation.“ Für die Wirtschaft seien die verschärften Bedingungen für die Kreditaufnahme kaum spürbar, doch „die Zentralbank gibt den Märkten das richtige Signal“, dass sie es mit der Inflationsbekämpfung ernst meine, so sein Kommentar.

Alexander Abramow, Professor an der Moskauer Higher School of Economics, nannte die Anhebung hingegen eine der umstrittensten Entscheidungen der letzten Jahre. „Sie wirkt sich kaum auf Depot- und Kreditzinsen aus und ist einfach nur eine Demonstration, wer der Herr im Hause ist – allerdings nicht für die Marktteilnehmer, sondern gegenüber dem Regierungschef und den Wirtschaftsexperten in der Präsidialadministration“, kritisierte er.

Maßnahmen zeigen kurzfristig Wirkung

Womöglich noch wichtiger als der Zinsentscheid ist der Beschluss, bis zum Jahresende keine Devisen mehr aufzukaufen. Zentralbank und Finanzministerium horten seit Jahren Devisen und Gold, um sie im Krisenfall als Stabilitätsanker auszuwerfen. Im August hatte die Zentralbank bereits ein Moratorium verkündet. Kurz darauf nahm sie allerdings stillschweigend den Valutakauf wieder auf und verunsicherte die Anleger. Diese fürchteten, dass die Notenbank den Kurs der Landeswährung fallen lassen könnte. Daraufhin war es zu weiteren Verkäufen gekommen.

Diesmal hat die Zentralbank feste Daten vorgegeben, um den Markt ruhig zu halten. Das Moratorium auf den Devisenkauf sei „die wichtigste Entscheidung, um den Valutakurs zu stabilisieren“, schätzt Sergej Romatschuk, Leiter der Abteilung für Devisenoperationen bei der Metallinvestbank.

Zumindest kurzfristig zeigten die Maßnahmen Wirkung: So hält sich der Rubel unter dem kritischen Kurs von 70 und 80 Rubel pro Dollar und Euro. Ein Dollar kostete am Montag im vorbörslichen Handel 68 Rubel, ein Euro 79 Rubel.

Wie lang diese Stabilität anhält, ist allerdings immer schwerer zu prognostizieren. Das Auf und Ab beim Rubelkurs folgte zuletzt eher emotionalen als rationalen Beweggründen. Selbst vom Ölpreis hat sich die Währung leicht entkoppelt; dessen Stabilität hatte also keine positiven Auswirkungen. Stattdessen reagieren die Rubel-Investoren weiter hochsensibel auf alle Gerüchte von der Sanktionsfront.

Spekuliert wird, dass die USA noch im Herbst den Kauf russischer Staatsanleihen untersagen – als eine der Strafen für die mutmaßliche Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf und die Moskau zur Last gelegte Vergiftung des Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Großbritannien. Bewahrheitet sich die Erwartung, dürfte der Rubel in neue Turbulenzen geraten.

Eine Bondskauf-Verbot sei eine der härtesten möglichen Beschränkungen, erklärte Sergej Schaworonkow vom Gaidar-Wirtschaftsinstitut. Die Geldaufnahme im Ausland werde für Russland dann höchst problematisch. Da die Kapitalflucht anhalte, werde dies auf absehbare Zeit zu Finanzierungsproblemen führen. Zuletzt musste das Finanzministerium die entsprechende Prognose auf über 40 Milliarden Dollar mehr als verdoppeln.

Fallen die US-Sanktionen hingegen schwächer aus als erwartet, könnte die russische Landeswährung sogar weiter erstarken. Rubel-Anleger werden also auch in Zukunft gebannt auf die Nachrichten aus dem US-Finanzministerium warten.