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Das wahre Geheimnis des Aktienerfolges

Viel los war auf dem Parkett im Oktober nicht. Erst in den vergangenen Tagen kam wieder Bewegung in die Kurse – inklusive mehrerer Rekordhochs. Zeit zum Aussteigen? Oder doch lieber beim kleinsten Rücksetzer nachkaufen?

Startet die Börse jetzt die Jahresendrally? Seit Anfang Oktober pendelten die Aktienmärkte mehr oder weniger seitwärts, bevor es in den vergangenen Tagen endlich wieder deutlicher aufwärts ging. Denn einen oder anderen Rekord haben die Leitindizes rund um den Globus dabei markiert. Am Montag erst wurde an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq ein neues Allzeithoch erreicht und auch der Dax hat vor kurzem erstmals in seiner Geschichte die Marke von 13.000 Punkten überwunden. Doch die Schwankungen auf dem Parkett sind nach wie vor minimal. Das kann sich allerdings schnell wieder ändern. Sehr zur Freude derer, die auf solche Rücksetzer nur warten.

Oder ist es vielleicht schon zu spät, in den Aktienmarkt einzusteigen? Schließlich läuft die Hausse schon im neuen Jahr – ein sehr, sehr langer Bullenmarkt. Der bekannte und äußerst erfolgreiche Investor Carl Icahn sagte einmal: „Du musst Aktien kaufen, wenn sie keiner haben möchte. Das ist das wahre Geheimnis.“ Damit fasst er mit wenigen Worten einen der erfolgreichsten Anlagestile überhaupt zusammen: das antizyklische Investieren. Der legendäre Wirtschaftsprofessor Benjamin Graham hat es erfunden, sein Schüler und mittlerweile Börsen-Superstar Warren Buffett hat es perfektioniert und Icahn investiert danach. Im Umkehrschluss würde das heißen, zu verkaufen, wenn alle Aktien haben möchten.

Aber das ist derzeit nicht der Fall. Es sind vor allem die Institutionellen, die investiert sind. An den Privatanlegern ist die Rally der vergangenen Jahre mehr oder weniger vorbei gegangen. Das zeigen auch die Daten des Deutschen Aktieninstituts: Die Aktionärsquote verharrt seit Jahren auf relativ niedrigem Niveau. Nur 14 Prozent der Bundesbürger haben Aktien oder Aktienfonds. Trotzdem fließt viel Geld in den Markt, aber eben das der Profianleger. Derzeit gibt es gefühlt keine Alternativen zur Aktie, was zu immer weiteren Zuflüssen führt“, sagt Götz Albert, Head of Portfolio Management Small & Mid Caps bei der Fondsgesellschaft Lupus Alpha. „Positive Performance erzeugt dann weitere Performance – das gilt aber eben auch, wenn sich das Bild mal umdreht.“ Doch soweit scheint es noch nicht zu sein.

Die Zinswende lässt auf sich warten, noch immer fluten die Notenbanken die Märkte mit billigem Geld. „Viel Nachfrage also, die die Preise treibt“, sagt auch Jochen Knoesel, Geschäftsführer der Knoesel & Ronge Vermögensverwaltung. „Es ist aber noch immer reichlich Liquidität da, die auf günstige Einstiegsgelegenheiten wartet, so dass es weiterhin richtig ist, in Aktien zu investieren.“ Sie seien eine unverzichtbare Anlageklasse.

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Das ändert aber nichts daran, dass Icahn mit seiner Aussage Recht hat und auch der Umkehrschluss stimmt. Auch Buffett riet einst, gierig zu sein, wenn alle ängstlich sind, und ängstlich zu sein, wenn alle gierig sind. Vor allem bei Korrekturen oder gar Crash funktioniert das wunderbar. „Gerade in Stressphasen handeln Anleger irrational, dabei bieten sich gerade dann die wirklichen Chancen“, weiß Andreas Telschow, Anlageexperte bei Fidelity International aus Erfahrung.

Stress könnte aktuell aus verschiedenen Richtungen kommen: Die Notenbanken könnten ihn auslösen, doch agieren die Währungshüter sehr vorsichtig und wollen Turbulenzen an den Märkten verhindern. Geopolitischen Krisen könnten sich weiter zuspitzen. Eine Gefahr, die immer besteht. Auch könnten die Börsen schlicht und einfach heiß laufen. Doch die Experten geben zumindest in diesem Punkt Entwarnung: „Wir sehen keine Überhitzung, die es rechtfertigt zu verkaufen und sich damit komplett gegen den Markt zu stellen“ so Telschow. „Es könnten zwar kurzfristige Kurskorrekturen auftreten, aber wir stehen nicht kurz vor dem Crash. Daher gibt es keinen Grund massiv zu verkaufen.“


„Irgendwann hat jeder Antizykliker Recht“

Das mag für ganze Märkte gelten. „Allerdings gibt es durchaus einzelne Aktien, deren Bewertung schon sehr viel Optimismus eingepreist hat“, gibt Knoesel zu bedenken. Daher sei es besser, statt in Einzeltitel in Fonds oder gemanagte Depots zu investieren. Dort würden die Titel anhand eines strukturierten Prozesses ausgewählt und das Risiko des Gesamtportfolios laufend überwacht. „Wer jetzt Einzeltitel hat, sollte vielleicht anfangen, Bestände abzubauen und Gewinne zu sichern“, sagt der Vermögensverwalter. „Denn sonst hat derjenige vielleicht bald die Aktien, die niemand haben will.“

Gleichzeitig gibt es aber auch jetzt in Zeiten von Börsenrekorden noch echte Perlen zu entdecken. „Es gibt immer fundamental gute Werte“, sagt Uwe Zimmer, CEO von Fundamental Capital. Wenn die Börsen allerdings auf Höchstständen notieren, mache es das für Anleger nicht gerade einfacher. „Wenn der Markt stärker korrigiert, fällt alles. Auch meine fundamental gut bewertete Aktie“, erklärt er. „Ich muss also wissen, wie viel Schwankung ich für mein Investment mental aushalten kann. Sind das nur zehn Prozent - Finger davon lassen!“

Einfach nur mit dem Strom des Marktes mitzuschwimmen ist auch nicht die Sache von Fondsmanager Christoph Bruns. Der Mitinhaber der Fondsgesellschaft Loys ist überzeugter Value-Anleger – und damit auch antizyklisch unterwegs. „Ein solches Vorgehen bedarf aber nicht nur guter Urteilskraft sondern vor allem Mut“, gibt er offen zu. „Insofern eignet sich dieser Ansatz für die meisten Anleger nicht.“ Die Mentalität der meisten Anleger sei es eher, der Masse zu folgen. „Wer aber nicht in den Fußspuren anderer laufen will, der muss sein Augenmerk auf solche Einzeltitel lenken, die temporär aus der Mode gefallen sind.“

Solche Aktien gibt es zu jedem Zeitpunkt, ist Bruns überzeugt. Auch jetzt. „Während die Aktienmärkte heute hohe Bewertungen aufweisen gibt es doch zugleich Einzeltitel und Branchen, die derzeit unbeliebt sind und günstig aussehen“, sagt er. „Ich verweise als Beispiel auf den Einzelhandelssektor, der historisch sehr billig aussieht.“ Auch er glaubt nicht an den großen Knall. Aktien seien nach wie vor alternativlos, die Liquidität müsste irgendwohin. „Freilich müssen ökonomisch ausgerichtete Investoren stets dafür sorgen, dass zu teure Aktien verkauft und günstigere Titel ins Depot aufgenommen werden“, so Bruns. Auf diese Weise bleibe das Portfolio frisch.

Auch Anlageprofi Zimmer kann dem antizyklischen Anlegen und Icahn Aussage zwar grundsätzlich einiges abgewinnen, weißt aber auf ein Problem hin: das Timing, also den richtigen Ein- und Ausstiegspunkt, das richtige Gespür für die Marktentwicklung. „Irgendwann hat jeder Antizykliker Recht“, sagt er. „Die Frage ist, wie lange der Markt gegen seine Meinung gelaufen ist. Wenn man zufällig den richtigen Zeitpunkt erwischt, kann man viel Geld verdienen. Ich würde nicht darauf setzten. Die letzten Jahren haben gezeigt – the trend is your friend.“

Ähnlich sieht es Albert von Lupus Alpha. Die eigentliche Krux liege in der praktischen Umsetzung. „Laufen die Märkte gut, wünscht sich jeder, er hätte früher antizyklisch investiert – und vergisst dabei aber eventuell, dass es damals vielleicht gute Gründe gab, es nicht zu tun“, sagt der Experte. „Im Jahr 2011 hatten wir einstellige KGVs für europäische Aktien – vor dem Hintergrund einer veritablen Währungskrise im Euro. Keiner wollte Aktien kaufen in einer Währung, die es vielleicht aus damaliger Perspektive schon bald nicht mehr geben würde.“ In Abwärtsphasen dominiere häufig die Angst vor weiteren Verlusten. Das mache die Sache so schwierig. Und das gilt auch in Aufwärtsphasen.

KONTEXT

Wie sich die Dax-Börsenmonate seit 1959 entwickelt haben

Januar-Performance

Viele Anleger glauben, der Januar sei der Börsenmonat mit der höchsten durchschnittlichen Performance. Weit gefehlt. Mit plus 0,78 Prozent ist das ein durchschnittlicher Monat, der im Vergleich zu den anderen elf nur auf Rang fünf liegt. Für die Berechnungen seit dem Jahr 1959 hat die Baader Bank den Dax seit Juni und die Vorläuferindizes der Börsenzeitung (1981 bis 1988) und den Hardy-Index (1959 bis 1981) genommen.

Februar-Performance

Bereits im zweiten Monat des Jahres halbiert sich im Vergleich zum Januar die durchschnittliche Performance und beträgt nur noch 0,33 Prozent. Das bedeutet Rang acht.

März-Performance

Wer hätte das gedacht? Der März ist der beste Börsenmonat. Durchschnittlich sind die Kurse um 1,54 Prozent gestiegen - deutlich höher als in den Monaten November und Dezember, in denen die meist lukrative Jahresendrally stattfindet.

April-Performance

Doch nur einen Monat später halbiert sich das Plus auf 0,76 Prozent - Platz sechs in der Statistik für den Monat April.

Mai-Performance

"Sell in May and go away" lautet das bekannte Börsensprichwort und bei der durchschnittlichen. Vom Jahresanfang betrachtet ist der Mai der erste Monat mit einem negativen Entwicklung- Die beträgt minus 0,12 Prozent und damit Rang neun.

Juni

Und in den folgenden Monaten geht es weiter runter: Im Juni sinkt die durchschnittliche Performance auf minus 0,27 Prozent und damit auf den neunten Platz der Börsenmonate.

Juli-Performance

Ein kurzes Comeback zeigt der Juli, die durchschnittliche Performance seit 1959 ist mit plus 0,79 Prozent wieder positiv und hieven den Zeitraum auf den vierten Platz.

August-Performance

Doch bereits im August geht es wieder abwärts mit minus 0,33 Prozent und damit der vorletzte Rang in der Börsenstatistik.

September-Performance

"Für Börsenspekulanten ist der Februar einer der gefährlichsten Monate. Die anderen sind Januar, März, April, Mai, Juni und Juli, bis Dezember", sagte einst der Schriftsteller Mark Twain. Doch, zumindest im Durchschnitt gesehen, ist nur der Monat September gefährlich. Mit 1,86 Prozent übertrifft das Minus alle anderen Monate mit deutlichem Abstand, der September ist Schlusslicht.

Oktober-Performance

"Ein Crash-Monat Oktober mag zwar dramaturgisch reizvoll sein. Und sicher hat es üble Exemplare dieses Monats an den Aktienmärkten gegeben, z.B. 1987 oder 2008. Außerdem hat sich seit Jahresbeginn u.a. im DAX ein ordentlicher Kurspuffer angehäuft, der zu Gewinnmitnahmen einlädt", meint Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank. Doch gegenüber dem September muss der Oktober nicht gefürchtet werden. Historisch betrachtet verzeichnete der Dax in diesem Monat sogar ein Plus von 0,75 Prozent.

November-Performance

Und nun zur Jahresendrally: Der beste Monat ist dafür der November mit einer durchschnittlichen Performance plus 1,35 Prozent. Damit ist dieser Monat der zweitbeste hinter dem März.

Dezember-Performance

Gegenüber dem Monat November fällt der Dezember etwas zurück. Das durchschnittliche Plus beträgt 1,13 Prozent und damit Rang drei der Börsenstatistik.