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Jim O’Neill: BRICs haben nicht enttäuscht

Die großen Schwellenländer haben die Erwartungen ihres Namensgebers übertroffen. Doch es lief auch einiges falsch.

Jim O’Neill, scheidender Vorsitzender von Goldman Sachs Asset Management, hat im Jahr 2001 den Begriff der BRIC-Staaten erfunden. Brasilien, Russland, Indien und China sah er als die Boom-Staaten der Zukunft an. Im Interview mit dem Handelsblatt zeigt er sich trotz der aktuellen Schwierigkeiten in diesen großen Schwellenländern keinesfalls enttäuscht von seiner Erfindung. „Vielleicht sind die Leute enttäuscht, die Unrealistisches erwartet haben“, sagt O’Neill. „In den ersten zehn Jahren, nachdem das Label der BRICs geschaffen wurde, wuchsen sie sogar schneller als ich es erwartet hatte.“ Es sei naiv zu denken, dass dies ewig weitergehen würde. „Wir sind immer davon ausgegangen, dass sich das Wachstum eines Tages verlangsamen würde.“

Mit Blick auf die einzelnen Staaten, habe insbesondere China die Erwartungen übertroffen. Für die laufende Dekade erwartete der Brite ein Wachstum von 7,5 Prozent. Bisher wachse das Reich der Mitte sogar um 8,5 Prozent. Weiteres Wachstum erfordere jedoch mehr Konsumenten. In Zukunft müsse es daher völlig normal sein, dass Menschen vom Land in die Städte ziehen. „China ist wirklich ein Sonderfall“, sagt O’Neill. „Es hat im Moment als einziges BRIC-Land das Potenzial, die USA und die EU als Wirtschaftsweltmacht abzulösen.“ Im Prinzip habe Indien dieses Potenzial auch, doch könne der Subkontinent seine Möglichkeiten nicht nutzen. Das liege vor allem an der Politik: „Die indische Demokratie ist zu kompliziert“, findet er. Die Zentralregierung habe beispielsweise versucht, mehr ausländische Direktinvestitionen ins Land zu locken. „Aber die politischen Koalitionen sind so komplex, dass die ihr Vorhaben aufgeben musste. Gemessen an Indien arbeiten sogar deutsche Koalitionen sehr erfolgreich.“ Die Einigung innerhalb der politischen Klasse sei aber nötig, wenn das Land die Erwartungen erfüllen will. „Das ist sehr frustrierend, denn gerade Indien hat wegen seiner sehr jungen Bevölkerung ein großes Potenzial.“

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Auch in Russland sei die Politik das Problem: „Es wird zu zentralistisch und diktatorisch regiert“, kritisiert O’Neill. „Unternehmen haben dort kaum Spielraum.“ Mit der Enteignung des Ölkonzerns Yukos im Jahr 2008 hätten Finanzmärkte und ausländische Unternehmen das Vertrauen in Russland verloren. Brasilien hingegen hätte nach Ansicht des Volkswirts deutlich besser abschneiden müssen. Die Gründe für die Proteste im südamerikanischen Land lägen in der erfolgreichen vorigen Dekade. Danach habe sich das Wachstum abgeschwächt. Dabei sei es der Politik gerade in Brasilien viel besser als in Russland, China oder Indien gelungen, die Wachstumsgewinne gleichmäßig zu verteilen. Daher sie die Botschaft der Demonstranten klar: „Die Menschen sind zufrieden mit der wirtschaftlichen Entwicklung, sie wollen weiteres Wachstum – und sie wollen, dass das Geld nicht für die persönlichen Lieblingsprojekte der Politiker ausgegeben wird.“ Für weiteres Wachstum brauche das rohstoffabhängige Land aber mehr private Investitionen. Der Staat müsse mehr Wettbewerb zulassen – auch auf dem Arbeitsmarkt.

(PD)