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„Der gesamte Bankenmarkt befindet sich derzeit in einer extremen Umbruchphase“

Matthias von Hauff, CEO von TEN31 im Interview
Matthias von Hauff, CEO von TEN31 im Interview

Die TEN31 Bank ist eine Marke der WEG Bank mit Sitz in Ottobrunn, nähe München. Angefangen als Spezialbank für die Wohnungswirtschaft, startet die Bank nun gen Krypto-Ökonomie durch. Denn für den CEO, Matthias von Hauff, ist eines klar: Stillstand heißt Rückschritt. Die Zukunft sieht er im Blockchain Banking und möchte seine Bank als Gewinner des Strukturwandels positionieren. Warum sich Banken ändern müssen, wie die Blockchain-Technologie vieles in Frage stellt und wie die Finanzdienstleistungen der Zukunft aussehen werden, hat uns der Banken-Vorstand im Interview erläutert.

Das Interview erschien zuerst in unserer Kryptokompass-Ausgabe Juni. Hier geht es zur aktuellen Ausgabe.

Wie kommt man dazu, als eher bodenständiger Bankdienstleister für die Wohnungswirtschaft, nun auf Blockchain zu setzen und die Fintech-Marke TEN31 zu gründen?

Das Motto unserer Bank war seit Gründung: „Immer einen Schritt voraus“. Mit unserer Entscheidung, eine neue und aufstrebende Industrie zu unterstützen, bleiben wir diesem Leitspruch treu. Auch wenn digitale Währungen im Alltagsleben vieler Bürger noch keine zentrale Rolle spielen, so sehen wir doch das Potential. Wir wollen die Chance, hier eine entscheidende Rolle zu spielen, nicht an uns vorbeiziehen lassen. Wir sind Gestalter.

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Wie kann man sich TEN31 in Zukunft vorstellen, seht ihr euch als eine weitere Smartphone-Bank wie N26 oder Revolut?

Wir sehen uns definitiv in Zukunft in der Umgebung voll digitaler Banken. Hierzu gehört selbstverständlich auch die Anbindung unserer Kunden über eine App. Wir wollen jedoch an diversen Stellen einen entscheidenden Mehrwert bieten, der über das gegenwärtige Angebot der diversen „Challenger-Banks“ hinausgeht.

Wichtig ist für uns in diesem Zusammenhang auch die klare Abgrenzung gegenüber Playern, die behaupten eine Bank zu sein, dies aber in Wahrheit gar nicht sind. Das ist für den Verbraucher sehr wichtig zu wissen.

Womit hat die Bankenlandschaft – also Privatbanken und Sparkassen – deiner Meinung nach am meisten zu kämpfen?

Der gesamte Bankenmarkt befindet sich derzeit in einer extremen Umbruchphase. Strukturen, die seit Jahrzehnten funktioniert haben, eignen sich täglich weniger für die Anforderungen der jungen und vernetzten Generation. Zusätzlich wirken sich viele Jahre des durch die Politik ausgeübten Missbrauchs der Instrumente der Geldpolitik natürlich massiv auf die Bankenwelt aus. Das Stichwort ist der „Negativzins“. Als marktwirtschaftliches Institut ist es auf Dauer unmöglich, in einer Planwirtschaft zu überleben. Und diese hat uns die Politik der letzten Jahre hier klar beschert.

Was müssen Banken unternehmen, um langfristig überleben zu können?

Hier bedarf es meines Erachtens mehrerer Dinge. Ob gerechtfertigt oder nicht, Banken haben in der breiten Bevölkerung durch die Finanzkrise massiv an Ansehen verloren. Manch einer, so wirkt es zuweilen, empfindet die schwierige Situation der Banken als eine gewissermaßen „gerechte Strafe“. Banken müssen das Vertrauen der Allgemeinheit wieder zurückgewinnen. Nur dann werden sie den Rückhalt haben, den sie im Umgang mit der Politik brauchen. Außerdem müssen Banken ihr Selbstverständnis überdenken. Sie müssen ihre Position als Dienstleister weit mehr in den Vordergrund stellen.

Wenn wir uns das Zinsniveau und dessen Auswirkungen anschauen, kann man dann nicht sagen, dass die Notenbanken den Banken langfristig mehr schaden, auch wenn sie diese kurzfristig vor größeren Zusammenbrüchen bewahren?

Ich bin kein Freund der freien Marktwirtschaft. Ich halte es durchaus für wichtig, dass der Staat in manchen Bereichen und Situationen regulierend eingreift. Wir sollten uns jedoch bewusst machen, dass jeder solcher Eingriff quasi eine volkswirtschaftliche Droge ist. Negativzinsen nenne ich das Crystal Meth der Finanzpolitik. Es führt unweigerlich irgendwann zum k.o.

Wenn du einen Wunsch bei den Regulatoren frei hättest: Was wäre die deiner Meinung nach wichtigste regulatorische Anpassung, um Banken zu helfen?

Ich möchte hier ganz besonders die Situation der kleineren Banken ansprechen. Diese waren in keiner Form für die Verwerfungen der Finanzkrise verantwortlich, bekommen aber die Konsequenzen am stärksten zu spüren. In dem Versuch, besser zu überwachen und zu regulieren sind selbst kleinere Institute einem „Regulationswahnsinn“ ausgesetzt. Stellen Sie sich vor, ein Taxifahrer müsste vor jeder Fahrt eine Checkliste wie der Kapitän einer 747 abarbeiten. Dann wäre das Taxigewerbe zu Tode reguliert.

Mein Wunsch ist: Gebt den kleinen und mittleren Instituten, die kein Risiko für die Stabilität des gesamtwirtschaftlichen Umfeldes darstellen, bitte massive Erleichterungen.

Wo siehst du zeitnah den größten Einfluss der Blockchain-Technologie auf den Banken-Sektor?

Blockchain-Technologie wird oft mit „Bitcoin“ gleichgesetzt, kann aber so viel mehr. Die Vorstellung, dass durch diese Technik Informationen im Allgemeinen auf eine völlig neue Art verarbeitet werden können, sehe ich als den größten Einfluss. Das mag jetzt etwas abstrakt sein. Daher ein Beispiel: Blockchain-Technologie ermöglicht Teilhabe, auch in ganz geringem Umfang, da die Transaktionskosten extrem gering sind. Sie ermöglicht zum Beispiel, dass jemand pro Monat 0,20 Euro in einen Windpark in der Eifel, 1,40 Euro in ein Krankenhaus in Marokko und 3,50 Euro in ein Containerschiff investiert. Das war früher nicht möglich. Wir werden „Investment“ und „Teilhabe“ an der Weltwirtschaft neu zu definieren lernen.

Die Tokenisierung von Unternehmen läuft noch schleppend an, besser sieht es da bei Immobilien aus. Glaubst du, dass Banken zukünftig Tokenisierung als normale Bank-Dienstleistung anbieten werden?

Ja, sicherlich. Dieser ganze Bereich wird einen völlig neuen Vertriebskanal bedeuten. Banken sollten diesen auf keinen Fall verschlafen.

Welche weiteren Finanzdienstleistungen befinden sich durch Blockchain und Token noch im Wandel?

Neben der Tokenisierung sehe ich vor allem den klassischen Bezahlvorgang und den internationalen Geldverkehr im Wandel. Wir haben selbst gerade einen Web-Designer aus Malaysia beauftragt. Er wollte in ETH bezahlt werden. Die Vorstellung, dass der Konsument künftig an der Ladenkasse die freie Wahl hat, welches Zahlungsmittel er verwendet, beflügelt mich.

Ein bekannter Slogan der Krypto-Ökonomie heißt Be your own Bank. Nur ein naiver, anarchistischer Spruch ohne Relevanz für die breite der Bevölkerung oder steckt mehr dahinter?

Da liegt für mich die Antwort irgendwie in der Mitte. Es kommt ja darauf an, womit wir Krypto-Werte vergleichen wollen. Bleiben wir für einen Moment einmal bei den klassischen „Währungs“-Token wie BTC. Hier ist für mich der Vergleich zum Bargeld eigentlich der nächste.

Einerseits, wenn ich 1.000 EUR in Bar bei mir zu Hause habe, dann bin ich auch meine eigene Bank. Obendrein gibt es niemand, der auf meine Scheine für mich aufpasst und ich bleibe anonym, wenn ich damit meine Tankrechnung bezahle. Andererseits ist eine Bank auch Vertrauenspunkt. Diesen kann ich nicht selbst darstellen. Es wird immer wieder Situationen geben, in denen Menschen genau das Vertrauen einer Bank suchen und nutzen wollen.

Abschließend freuen wir uns immer über eine Bitcoin-Kursprognose. Was ist deine Einschätzung für den Bitcoin-Kurs bis Ende 2020?

Solche Prognosen vermeide ich im Allgemeinen, da sie wie fast immer falsch sein müssen. Aber aus reinem Spaß gebe ich meine ab: Circa 10.000 Euro.

 

Source: BTC-ECHO

Der Beitrag „Der gesamte Bankenmarkt befindet sich derzeit in einer extremen Umbruchphase“ erschien zuerst auf BTC-ECHO.