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Geplante Obsoleszenz: Was bedeutet die künstliche Produktalterung?

Zahlreiche Industrieerzeugnisse, die wir tagtäglich nutzen, haben eine relativ kurze Lebensdauer - absichtlich? Die Gerüchte, dass Hersteller ihre Produkte absichtlich schlechter machen, um die Kunden zu immer neuen Käufen zu animieren, halten sich hartnäckig. Die Rede ist von "geplanter Obsoleszenz".

Geplanter Verschleiß – immer wieder wird berichtet, dass Hersteller in ihre Geräte künstlich altern lassen (Bild: Getty)
Geplanter Verschleiß – immer wieder wird berichtet, dass Hersteller in ihre Geräte künstlich altern lassen (Bild: Getty) (Schon via Getty Images)

Wer kennt das nicht: Plötzlich ist das Display der Digitalkamera nur noch schwarz. Die Garantie ist gerade erst abgelaufen - Zufall? Ein neues Display wäre auf Ebay schnell gefunden - doch wer traut sich, das selbst einzubauen? Oft landen noch gar nicht so alten Kameras, Handys oder Drucker auf dem Müll.

Anstatt sich aufwändig um die Reparatur zu kümmern, durchforstet man die Elektronikmärkte nach einem Nachfolgemodell oder wartet auf das nächste Discounter-Elektro-Schnäppchen.

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Auch die Hemmschwelle, seine noch funktionierenden Elektrogeräte durch ein noch moderneres Gerät einzutauschen, ist bei vielen niedrig: Wenn alte Geräte noch einwandfrei funktionieren, in den Augen der Besitzer aber an Wert verlieren, sobald es ein neueres, vermeintlich besseres Modell zu kaufen gibt, spricht man von "psychologischer Obszoleszenz".

Die hässliche Kehrseite dieser Wegwerfmentalität zeigt sich unter anderem auf den riesigen Elektroschrottdeponien in Afrika, wo viele ausrangierte Geräte aus Europa illegalerweise hin exportiert werden. Dort gefährden Kinder und Jugendliche auf der Suche nach Kupfer nicht selten ihr Leben und ihre Gesundheit. EU-weit ist Elektroschrott der Abfallstrom, der am stärksten zunimmt.

Geplante Obsoleszenz: Für die Verbraucher oft schwer nachzuweisen

Geht ein Gerät kaputt, sobald die Garantiezeit abgelaufen ist, kommt schnell der Verdacht einer künstlichen Produktalterung auf - die Rede ist von "geplanter Obsoleszenz", was soviel heißt wie die bewusste Verkürzung der Lebensdauer von Produkten. Die geplante Obsoleszenz beschreibt also die Vermutung, dass einige Unternehmen ihre Produkte wie Smartphones, Laptops oder Waschmaschinen absichtlich so konstruieren, dass deren Lebenszeit verkürzt wird, etwa indem Schwachstellen eingebaut oder die Reparaturen erschwert werden.

Von geplanter Obsoleszenz spricht man aber auch dann, wenn Geräte auf einmal deutlich langsamer werden. Zuletzt hatte Apple zugegeben, bei älteren iPhones die Leistung zu drosseln. Geplante Obsoleszenz ist ein sehr komplexes Phänomen - und für die Verbraucher oft schwer nachzuweisen. Die Konzerne weisen derartige Vorwürfe normalerweise von sich. Doch auch die Stiftung Warentest stellte bereits fest, dass viele Produkte viel zu schnell kaputt gehen. Und auch bei Umweltorganisationen und nicht zuletzt in der Politik ist die Obsoleszenz immer wieder Thema.

Arte-Dokumentation nennt Beispiele

Auch in der Arte-Dokumentation „Kaufen für die Müllhalde“ von Cosima Dannoritzer aus dem Jahr 2010 wird am konkreten Beispiel eines Druckers gezeigt, wie so etwas funktionieren kann. Das Gerät gibt nach einer bestimmten Anzahl von Drucken den Geist auf. Doch die Hardware ist eigentlich noch in Ordnung und der Drucker noch nicht alt. Warum also ploppt plötzlich ein Fenster auf, um mitzuteilen, dass er nicht mehr funktioniert? Das Geheimnis ist ein kleiner, im Schaltkreis des Druckers eingebauter Chip, der die Lebensdauer vorschreibt, indem er die Zahl der Druckvorgänge mitzählt und bei einer bestimmten Menge einfach „Schluss“ sagt. Im Internet gibt es Anleitungen, wie man ihn deaktivieren kann. Und tatsächlich gelingt es auch bei dem gezeigten Drucker, ihn wieder einwandfrei zum Laufen zu bringen.

Auch der erste iPod wird in dem Beitrag als Beispiel für geplante Obsoleszenz genannt: Hatte er doch einen Akku, der nachweislich nur 18 Monate hielt – und nur im Rahmen einer teuren Reparatur austauschbar war. Immerhin hatte in diesem Fall eine Sammelklage von US-Verbrauchern gegen Apple Erfolg – US-Käufer des Geräts erhielten damals eine Entschädigung. Auch heute noch fragen sich viele, warum die sonst stets mit Innovationen aufwartende Firma Apple in Bezug auf Akkus einen solchen Rückschritt gemacht hat: Konnte früher noch jedes Kind mit einem Handgriff seinen Handyakku austauschen, benötigt man dazu bei den iPhones mittlerweile Spezialwerkzeug und eine Expertenanleitung. In Deutschland kostet laut Apple Support der Austausch des Akkus beim neuesten IPhone-Modell 119 Euro, der Preis gilt sowohl für das iPhone 14 und 14 Plus als auch iPhone 14 Pro und 14 Pro Max.

Die Rekord-Glühbirne von Livermore

Die Centennial Bulb, die am längsten brennende Glühbirne der Welt, die ursprünglich 1901 installiert wurde und eine beliebte Touristenattraktion auf der Feuerwache Nummer 6 in Livermore, Kalifornien(Foto: Smith Collection/Gado/Getty Images).
Die Centennial Bulb, die am längsten brennende Glühbirne der Welt, die ursprünglich 1901 installiert wurde und eine beliebte Touristenattraktion auf der Feuerwache Nummer 6 in Livermore, Kalifornien(Foto: Smith Collection/Gado/Getty Images). (Smith Collection/Gado via Getty Images)

Ein sehr bekanntes Beispiel für geplante Obsoleszenz ist auch die Glühbirne. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gab es nämlich die "perfekte Glühbirne" – ein Exemplar brennt seit mehr als hundert Jahren in einer Feuerwehrstation des amerikanischen Westküstenstädtchens Livermore. Im Jahre 1901 wurde sie in die Fassung geschraubt und seit mehr als 50 Jahren weder ausgeschaltet, noch berührt. Man kann sich sogar via Webcam jederzeit davon überzeugen, dass sie noch brennt. Stiftung Warentest berichtet als Beispiel vom 1924 gegründeten Phoebus-Kartell. Die f Und auch in den 1930er Jahren sei von Politikern und Ökonomen ernsthaft diskutiert worden, wie man durch Produkte mit eingebautem Verfallsdatum die wirtschaftliche Depression in den USA kurieren könne, berichtet test.

Da aber Produkte, die lange halten, nicht mehr so oft nachgekauft werden, hatten sich damals die führenden Hersteller von Glühlampen darauf geeinigt, die Lebensdauer ihrer Leuchtmittel auf maximal 1000 Stunden zu begrenzen. Sie gründeten im Dezember 1924 in Genf ein Kartell und legten empfindliche Strafen für Glühlampen fest, die länger brannten. Und auch die nahezu unkaputtbare Nylonstrumpfhose gab es laut der Doku von Cosima Dannoritzer bereits, sie wurde jedoch durch ein weniger haltbares Modell ersetzt. Dafür wurden einfach Zusatzstoffe, die sie vor Versprödung durch UV-Licht schützten, deutlich verringert, um die Haltbarkeit der Nylon-Fasern deutlich zu verkürzen.

Mehr zum Thema: EU-Kommission will Verbrauchern ein 'Recht auf Reparatur' geben

Das beste Mittel gegen geplante Obsoleszenz: Nicht alles neu kaufen

Umweltbewusste Verbraucher wollen sich mit dem Wegwerfwahn und Koma-Konsum nicht mehr abfinden. Viele nutzen die verständlichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die sich im Internet mittlerweile für alle möglichen Elektrogeräte zu Hauf finden. Viele Dinge lassen sich heutzutage außerdem mieten oder können zumindest second Hand gekauft werden: Das ist immer noch das beste Mittel gegen geplante Obsoleszenz.

Video: Reparatur statt Neukauf - Brüssel kämpft gegen Elektromüll