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Kreativ um jeden Preis? "Guerrilla-Bewerbungen" und ihre Risiken

Ein freches Anschreiben, Bonbons im Briefumschlag oder ein Überraschungsbesuch beim Personalchef: Wie dreist dürfen Bewerbungen sein? Karriereexperten meinen: Die Bewerbung sollte zur Branche und zur Persönlichkeit des Bewerbers passen.

„Ich will für Sie arbeiten, Mister X.“ So oder so ähnlich lautete der Spruch, der auf einem mannshohen Plakat an einem Hochhaus im New Yorker Börsen-Distrikt prangte. Ein arbeitsuchender Investmentbanker hatte es genau gegenüber des Büros seines potentiellen neuen Chefs platziert. Das Werbeplakat sorgte an der gesamten Wall Street für Aufregung – und so bekam der Bewerber eine Einladung zum Vorstellungsgespräch und später auch den Job.

Zwischen interessant und dumm-dreist
Coach und Karriere-Berater Gordon Müller-Eschenbach hält solche Guerilla-Bewerbungen trotzdem für zweifelhaft. „Wenn ein Jobsuchender seine Bewerbung nicht nur interessant, sondern aufdringlich-offensiv anders verpackt, um aus der Masse der Bewerbungen herauszustechen, dann muss er sehr genau auf die feine Grenze zwischen ‚Interesse und Aufmerksamkeit wecken‘ und ‚platt, marktschreierisch und dumm-dreist‘ achten“, sagt er. Wichtig sei es, die eigene Branche realistisch einzuschätzen. „Wenn es bei einer Kreativagentur noch als en vogue empfunden wird, dass eine Bewerbungsmappe nicht nur voller toller und spannender Referenzen und Produktideen strotzt, sondern auch noch Töne spielt und vibriert, dann ist das beim Personalreferenten bei der Allianz schon fehl am Platz“, erklärt Müller-Eschenbach.

Online-Formulare als Kreativitäts-Killer
Wichtig sei es, dass sich der Bewerber vorher intensiv über das Unternehmen informiert, um abzuschätzen, wie innovativ oder konservativ die Bewerbung aussehen sollte. „Eine Massen-Aussendung an viele verschiedene Zieladressaten ist nicht zuletzt deswegen zum Scheitern verurteilt“, sagt Müller-Eschenbach. Grenzen werden der Kreativität durch die Umstellung von Papier- auf Online-Bewerbungen gesetzt. Viele Unternehmen fragen inzwischen in vorgefertigten Formularen die für sie relevanten Informationen ab. Da gibt es für kreative Köpfe nicht viel Spielraum. Hier gilt es vor allem, formell zu punkten. Nach Ansicht des Karriere-Experten können auch noch so kreative Einfälle nicht über mangelhafte Rechtschreibung und Grammatik hinwegtrösten. „Letzten Endes muss jeder Bewerber im Gespräch und mit seinen Fähigkeiten überzeugen“, sagt Gordon Müller-Eschenbach.

Kaffeetassen und Grinsefrösche – im Ausnahmefall erfolgreich

Die Bewerbung von Natascha Müller für ein Praktikum beim Firmenblog von Daimler machte vor gut einem Jahr im Internet die Runde, nachdem Blogmanager Uwe Knauss sie veröffentlicht hatte. In ihrem Anschreiben stöhnte die Bewerberin: „Ich bin Social-Media-süchtig... ja, ich bekenne mich hiermit offiziell. Nichts kann mir meinen Tag mehr versüßen, als das goldige Klingeln einer neuen Nachricht bei Facebook und ein erhoffter Retweet auf einen meiner hoch kompetenten Ergüsse bei Twitter.“ Erst rief das Anschreiben bei Uwe Knauss blankes Entsetzen hervor, dann Neugier. Und so lud er die Bewerberin ein. Eine Einstellung scheiterte nur an der fehlenden Immatrikulationsbescheinigung.

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David E. Perry und Darren Hardy berichten in ihrem Buch „Guerilla Marketing for Job Hunters“ von Janet Fritz-Huspen aus Minnesota. Sie schickte ihrem zukünftigen Arbeitgeber Kaffeetassen mit der Nachricht: „Ich möchte mit Ihnen bei einem Kaffee besprechen, wie Ihr Unternehmen von meinen Kompetenzen profitieren kann.“ Auch sie war mit ihrer ungewöhnlichen Bewerbung erfolgreich.

Gordon Müller-Eschenbach hat von dem Fall einer Grafikerin gehört, die sich mit einer Klappkarte einen Job als Junior Art Director sicherte. Auf der Vorderseite befanden sich freche Froschgesichter und der Schriftzug „Jeder 7. Frosch ...“. Wenn man die Karte aufklappte, streckte ein Froschkönig seine ausziehbare Zunge heraus und vollendete den Satz mit: „... ist für eine Überraschung gut! Hier kommt Ihr neuer Junior-AD!“

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Warum kommen Guerilla-Bewerber also doch oft zum Ziel? Im Falle des Wall-Street-Bewerbers sieht Gordon Müller-Eschenbach den Erfolg in der Natur der Branche begründet. „Der zukünftige Chef wird den Bewerber allein durch die finanzielle Investition seiner Aktion zu einem ‚Kämpfer‘ stilisiert haben. Deshalb bekam er wohl den Job.“