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Sind Sie fit für den Aktienmarkt? Teil 2: Sind Sie diszipliniert genug?

Kaufen Sie nur, was Sie verstehen! Diese Regel ist zwar mittlerweile ein Allgemeinplatz geworden, wenn es um Börse und Geldanlage geht. Sie hat dadurch aber nichts von ihrer Berechtigung verloren. Sie hängt eng damit zusammen, was wir im ersten Teil unserer Serie besprochen haben, nämlich Ihre Fähigkeit, sich durch eine eigene Recherche eine Meinung bilden zu können. Allerdings geht es hier nicht darum, die börsentechnischen Kennzahlen zu prüfen. Es geht schlicht und einfach darum, zu verstehen, womit das Unternehmen sein Geld verdient. Haben Sie seinerzeit mal die Jünger des Neuen Marktes gefragt, was denn das Unternehmen, in das sie gerade ihr Geld gesteckt haben, überhaupt produziert? Vermutlich hätten 90 Prozent von ihnen das nicht erklären können. Das ist auch ein Grund dafür, warum vermutlich in etwa ebenso viele ihr Geld verloren haben.



Idealerweise sind Sie selbst Kunde des Unternehmens, dessen Aktie Sie kaufen wollen. Zumindest aber sollten Sie in der Lage sein, in ein bis zwei Sätzen einem Unbekannten zu erklären, womit das Unternehmen sein Geld macht. Damit scheiden für die meisten von uns viele Aktien bereits aus, zum Beispiel von Unternehmen aus der Hochtechnologie oder der
Biotechnologie. Deren Geschäftsmodelle sind schwer zu verstehen und noch schwerer zu erklären. Eine Ausnahme ist natürlich, wenn Sie selbst Ingenieur, Arzt oder Wissenschaftler sind und mit gutem Gewissen behaupten können, dass Sie verstehen, was das Unternehmen da so alles treibt.

Fragen Sie sich also: Habe ich wirklich verstanden, was »mein« Unternehmen produziert und wie es sein Geld verdient? Bewahren Sie Distanz und seien Sie diszipliniert. Auch wenn Sie viel Zeit und Herzblut in die Recherche einer ganz speziellen Aktie gesteckt haben, sollten Sie vermeiden, sich in diese Aktie zu verlieben! Denn das ist an der Börse meist der Anfang vom Ende. Stattdessen sollten Sie Ihre tiefste Zuneigung für Ihre Familie, Ihren Lebenspartner oder – meinetwegen – Ihren Fußballverein reservieren. An der Börse sollten Sie andere Regeln beherzigen.

Eine der Wichtigsten lautet: Nimm Verluste mit und lass Gewinne laufen.Was ist damit gemeint? Nun, wenn Sie eine Aktie kaufen, sollten Sie sich vorher überlegen, wie viel Risiko Sie eingehen wollen. Sprich: Wie viel Verlust sind Sie bereit, zu akzeptieren? In der Regel sollten dies etwa 10 bis 20 Prozent Ihres Einstandspreises sein. Schreiben Sie sich vor dem Kauf genau auf, wie weit die Aktie fallen darf, bevor Sie verkaufen. Die Börsianer nennen diese Marke »stop loss«, also Verlustbegrenzung. Bis dahin schauen Sie zu, wenn die Aktie gegen Sie läuft – aber nicht länger! Andersherum sollten Sie eine Aktie, die steigt, weiter laufen lassen, auch wenn ein Verkauf in Ihren Fingern juckt. Ziehen Sie in einem solchen Fall ruhig Ihren stop loss nach, sodass er nicht mehr zehn Prozent unter Ihrem Kaufkurs liegt, sondern zehn Prozent unter dem aktuellen Kurs.

Lesen Sie auch: Teil 3: Die Auswahl der richtigen Aktien

Beispiel: Sie kaufen eine Aktie beim Kurs von 20 Euro. Ihre Verlustbegrenzung legen Sie zehn Prozent niedriger, also auf 18 Euro. Steigt die Aktie auf 30 Euro, sollten Sie sich freuen, aber nicht sofort verkaufen. Denn entwickelt sich an der Börse ein Trend, dann hält dieser häufig länger als viele vermuten. Ziehen Sie Ihren stop loss also auf 27 Euro nach. Erst wenn die Aktie diese Marke nach unten durchbricht, verkaufen Sie.

Diese Regel klingt in der Theorie eigentlich ganz einfach. Sie ist jedoch in der Praxis ziemlich schwer umzusetzen. Und zwar aus zwei Gründen: Sie erfordert Disziplin und sie widerspricht dem menschlichen Streben nach Wohlbefinden. Wir müssen gewissermaßen immer gegen einen kleinen Schweinehund tief in uns ankämpfen. Der freut sich nämlich über einen noch so kleinen Gewinn. Und drängt uns dazu, diesen zu sichern, das heißt die Aktie zu verkaufen. Denn nur mit einem realisierten Gewinn kann man am Stammtisch so richtig schön angeben, er ist also gewissermaßen eine Befriedigung für unser Ego. Anders sieht es aus, wenn wir mit unserer Aktie in die Verlustzone kommen. »Das wird schon wieder, Du hast die Aktie doch so genau analysiert«, rät unser Schweinehund. »Buchverluste sind keine wirklichen Verluste.«

Wenn wir hier nachgeben, dann tun wir genau das Gegenteil dessen, was unsere Regel uns sagt. Wir nehmen Gewinne schnell mit (und verpassen damit größere) und lassen Verluste so lange laufen, bis sie richtig wehtun. Fragen Sie sich also: Bin ich diszipliniert genug? Bin ich bereit, gegen meinen inneren Schweinehund anzukämpfen?


Über den Autor: Roland Klaus