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Die Börse auf Höhenflug: Dax 50.000?

Mit Kurszielen ist das so eine Sache. Wer sich als Analyst weit aus dem Fenster lehnt, kann sich großer medialer Aufmerksamkeit erfreuen. Und wenn er schiefliegt, kräht oftmals kein Hahn mehr danach. “Was schert mich mein Geschwätz von gestern?”, ist nicht nur unter Politikern eine beliebte Geisteshaltung.


Vor sechs Jahren war der Optimismus in der Finanzgemeinde groß. Der Deutsche Aktienindex (Dax) hatte die 8.000-Punkte-Marke überwunden. Die Wirtschaft präsentierte sich in einer robusten Aufschwungphase. Die geplatzte Internetblase mit ihren Folgeschäden schien vergessen. Gleich mehrere Bankhäuser gaben in diesen Tagen das Kursziel “10.000” für den Dax aus. Dann brach die Immobilienkrise in den USA aus. Die Nachbeben erschüttern die Finanzwelt bis heute, wenn auch mit nachlassender Vehemenz.

Vor wenigen Tagen hat der Dax erstmals in seiner Geschichte die 9.000-Punkte-Hürde überwunden. Mit einer Zielmarke von 10.000 Punkten lässt sich niemand mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Sie erscheint zu nah, zu greifbar zu sein, sie wäre die Folge eines Anstiegs um gerade mal neun Prozent.
Kürzlich hat der Analyst Joachim Goldberg in einem Fernsehinterview ein Dax-Ziel von 50.000 Punkten formuliert. Das ambitionierte Ziel relativiert sich relativ schnell, wenn kein Zeithorizont genannt wird, in dem die Marke erreicht werden soll. Ob sich unsere Kinder oder unsere Enkel an diesen Dax-Höhen erfreuen werden, bleibt offen. Langfristig wird sich die Vorhersage ebenso bewahrheiten, wie die Optimisten von damals in nicht allzu ferner Zukunft vermutlich Recht bekommen werden. Und kurzfristig ist jede Menge Aufmerksamkeit garantiert. Die Diskussion ist eröffnet.

Das alles hilft natürlich jenen Anlegern nicht weiter, die sich jetzt überlegen, wie sie mit den aktuellen Dax-Rekorden umgehen sollen. Im Moment befindet sich die Börse wieder in einer Verfassung, in der sie deutlich macht, dass langfristig mit Aktien Geld verdient werden kann. Vor drei Jahren war das ganz anders. Da sprachen alle von einem verlorenen Jahrzehnt. Ein langer Atem hatte sich nicht ausgezahlt. Jeder Sparvertrag hatte in diesem Zeitraum eine bessere Vorführung geliefert.

Auch heute glänzen nicht alle Werte. Die Aktien von Banken oder Versorgern  hinken  beispielsweise deutlich hinter ihren Höchstständen her. Politische Unsicherheiten in Sachen Energiewende und die anstehenden Stresstests für Europas Geldhäuser machen diese Papiere nicht zwangsläufig zu Kandidaten mit Aufholpotenzial.

Generell ist die Luft dünner geworden. Anleger setzen vor allem auf die laxe Geldpolitik der Notenbanken. Bleibt das Geld billig, kann es auch weiter an die Börse fließen. Alternativen sehen blass aus. Die niedrigen Marktzinsen machen es konservativen Anlegern sehr schwer, selbst die niedrige Inflation zu schlagen.

Am Tropf der Geldpolitik fällt auf, dass sich die Notenbanken ein entschlossenes Handeln nicht zutrauen. Sie fahren ebenso auf Sicht, wie die Politiker in der Euro-Schuldenkrise (was führende Notenbanker stets stark kritisiert haben). Das führt kurz- und mittelfristig zu großen Unsicherheiten und zwingt Anleger, auf der Hut zu sein. Auf Sicht zu fahren, wird für sie nun ebenso zur Maxime des Handelns.